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GRUNDSTEIN ZUR ZUKUNFT

Vom Schicksal der Michael-Gemeinschaft

von Peter Selg

In zwei aufeinander bezogenen Studien verfolgt Peter Selg das Ereignis der Grundsteinlegung des ersten Goetheanumbaus vom 20. September 1913 im Zusammenhang der sogenannten Michael-Bewegung, d. h. dem von Rudolf Steiner 1924 explizit kenntlich gemachten Hauptwirkensimpuls der Anthroposophischen Gemeinschaft und Gesellschaft. Er zeigt die fundamentale Bedeutung des 1913 in Dornach Begonnenen auf und beleuchtet mit Rudolf Steiners Karmavorträgen die schicksalhafte Zielsetzung der «Freien Hochschule für Geisteswissenschaft» – schicksalhaft im Hinblick auf die daran beteiligten Individualitäten, aber auch im Hinblick auf den künftigen Fortgang der Zivilisation. Die Monographie schließt an das vor zwei Jahren publizierte Buch «Die Grundstein-Meditation Rudolf Steiners und die Zerstörungen des 20. Jahrhunderts» an und ist dem zentralen Beitrag Sergej O. Prokofieffs für die geistige Gestalt des Goetheanum verbunden.

«Michael ist ein kräftiger Geist, und Michael kann nur mutvolle Menschen, innerlich mutvolle Menschen vollständig brauchen.»
(Rudolf Steiner)

Konstitution, Gliederung und Organe

Zweige, Landesgesellschaften, Generalsekretäre, Publikationsorgan

Innenansicht Goetheanum

Die 1923/24 gegründete Gesellschaft sollte auf der einen Seite die gleichzeitig konstituierte Freie Hochschule für Geisteswissenschaft als aktiven Mittelpunkt haben, andererseits als Rechtskörper mit wirtschaftlich-rechtlichen Verantwortungen auch vier Unterabteilungen in sich aufnehmen:

  1. die Administration der Anthroposophischen Gesellschaft,
  2. den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag,
  3. die Administration des Goetheanum-Baues und
  4. das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim.

So umfasst die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft der Gründungsintention nach die

  • Freie Hochschule für Geisteswissenschaft mit den Fachsektionen;
  • die selbstständigen Gruppen auf „sachlichem oder örtlichem Feld“, d.h. die lokalen Gruppen (sog. „Zweige“; Sprachgebrauch aus der Theosophischen Gesellschaft, der in den Statuten der Weihnachtstagung durch „Gruppen“ ersetzt wird, jedoch bis heute weitgehend verwendet wird), die autonom in Landesgruppen oder Landesgesellschaften organisiert sind, sowie fachbezogene überregionale Arbeitskreise und
  • drittens die Verwaltung des Goetheanum in Dornach als Sitz der Hochschule und der Gesellschaft, als Bühne und öffentliches Veranstaltungszentrum, sowie der Administration des Goetheanum-Baus, des Philosophisch-Anthroposophischen Verlages und schließlich des Klinisch-Therapeutischen Instituts in Arlesheim.

Das Leitungsgremium dieses Gesamtgebildes ist bei der Gründung der „Vorstand am Goetheanum“ mit

  • Rudolf Steiner als Vorsitzendem,
  • Albert Steffen als zweiten Vorsitzendem,
  • Ita Wegman als Schriftführerin,
  • Marie Steiner und Elisabeth Vreede als Beisitzer
  • und Guenther Wachsmuth als Sekretär und Schatzmeister.

Dieser Vorstand sollte für die verschiedenen Verantwortungsbereiche erweitert werden:

  • im Hinblick auf die Leitung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft durch die Leiter der Sektionen, die nicht im Vorstand waren, die zusammen das Hochschulkollegium bilden, damals Edith Maryon für die bildenden Künste und etwas später Maria Röschl für die Jugendsektion;
  • im Hinblick auf die weltweit arbeitende Anthroposophische Gesellschaft durch die Generalsekretäre der Landesgesellschaften.

1925 zählt die Gesellschaft ca. 12.500 Mitglieder; Landesgesellschaften bestehen in 15 Ländern: USA, Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Estland, Finnland, Frankreich, Holland, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Tschechoslowakei; Einzelgruppen bestehen zu diesem Zeitpunkt in Argentinien, Brasilien, Danzig, Honolulu, Italien, Lettland, Neuseeland und Polen.

Durch Rudolf Steiners frühen Tod, 15 Monate nach der Weihnachtstagung, kann der Entwurf einer einheitlich konstituierten Weltgesellschaft nicht bis in alle Einzelheiten durchgeführt werden. In dem vielschichtigen Prozess der Bildung dieser Gesellschaftsgestaltung, die spirituelle, organisatorische und juristische Dimensionen umfasst, bleiben Fragen offen, die bis in die Gegenwart Gegenstand von Auseinandersetzungen sind.

Organ der Gesellschaft ist die seit 1921 erscheinende Wochenschrift „Das Goetheanum“ (Redaktion: 1921–63 Albert Steffen, 1963–66 Paul Bühler, 1966–89 Friedrich Hiebel) mit der im Januar 1924 hinzukommenden Mitgliederbeilage „Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht“ (sog. „Nachrichtenblatt“).