FondsGoetheanum: Altern und Sterben

Nähe pflegt und gibt Halt

Ein spezieller Aspekt der professionellen Pflege ist die Begleitung sterbender Menschen. Gerade in diesem Bereich hat die anthroposophische Pflege viel zu bieten.

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Christoph von Dach, Vizepräsident Verein Anthroposophische Pflege in der Schweiz (APIS-SAES) und Vorstandsmitglied des Forums für Sterbe- kultur

Die Begleitung sterbender Menschen ist jedes Mal anders, und sie ist immer einzigartig. Die anthroposophische Pflege umfasst sowohl die innere Ausrichtung der Pflegeperson als auch die äusseren Anwendungen.

Zunächst spielt die innere Haltung – oder das Menschenbild der Pflegefachperson – eine zentrale Rolle. Jede pflegerische Handlung wird getragen vom Wissen darum, dass das Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern dass der Tod einen Übergang bedeutet in eine andere, auch lebendige Welt. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung des Menschen vorhanden – bis zum Tod und darüber hinaus. Es ist deshalb bedeutungsvoll, wie diese letzte Zeit des Lebens gestaltet und begleitet wird. Ein vorzeitiges Beenden des Lebens, wie das von Sterbehilfe­organi­sationen vertreten wird, oder den sterbenden Menschen in ein künstliches Koma zu versetzen, macht aus dieser Haltung heraus keinen Sinn.

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Anthroposophische Pflege ist von Achtsamkeit geprägt. Fotograf: Jürg Buess

Im Alltag der anthroposophischen Pflege spielen zudem die äusseren Anwendungen eine wichtige Rolle: das sind rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka (ein sanftes Auftragen von Öl mittels eines speziellen Verfahrens), oder Wickel und Kompressen. Mit den rhythmischen Einreibungen kann Wärme, Geborgenheit und Hülle vermittelt werden, und daneben werden die stets auch vorhandenen gesunden Kräfte und Rhythmen unterstützt. Auch kann eine Vielzahl von Beschwerden, die im Laufe des Sterbens auftreten, gelindert werden, zum Beispiel schmerzhafte muskuläre Ver spannungen (Einreibung mit Solum uliginosum cps), Atemnot (Abstriche am Brustkorb mit Lavendelöl), Verstopfung (Oberschenkel einreibung mit Oxalisöl) oder Angst und Unruhe (Hand- und/oder Fuss einreibung mit Rosenöl). Auch Wickel und Kompressen bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, Leiden zu lindern oder den sterbenden Menschen in seinem Prozess zu unter stützen. Auch hier einige Beispiele: eine An wendung zur Linderung von schmerz haften Schwellungen der Arme oder Beine aufgrund von Flüssigkeitsansammlung (Borago Arm- oder Beinwickel), Angstzustände in der Nacht (Herzsalbenlappen mit Aurum Melissensalbe), Nervenschmerzen mit Ausstrahlung (Aconitölwickel). Diese Anwendungen ergänzen die Möglichkeiten einer Sterbebegleitung auf heilsame und positive Weise.

Anthroposophische Pflege ist professionelle Pflege. Basis bietet eine Ausbildung als Pflegefachfrau/Pflegefachmann, um sich dann systematisch weiterzubilden, je nach persönlichen Möglichkeiten und Wünschen, bis zur Expertin/zum Experten in Anthroposophischer Pflege mit Diplom der APIS-SAES.