FondsGoetheanum: Medizin, Therapie und Pflege

Aktuell – Mai 2009

Anthroposophische Medizin ist wirksam und sicher

Die Anthroposophische Medizin ist umfassend. Sie arbeitet mit der Schulmedizin Hand in Hand, ist komplementär und integrativ, wirksam und sicher.

Die Anthroposophische Medizin versteht sich als umfassende Heilkunst. Sie verbindet Methoden und Wissen der modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und steht nicht im Gegensatz zur Schulmedizin. Sie ist eine komplementäre, integrative Medizin. Alle anthroposophischen Ärztinnen und Ärzte haben ein medizinisches Studium mit Staatsexamen und Facharztausbildung absolviert. Vor jeder Behandlung erstellen sie eine schulmedizinische Diagnose, und auch in der Behandlung wenden sie Methoden und Erkenntnisse der Schulmedizin an.

 

Die Beziehung zwischen Arzt und Patient baut auf Vertrauen.

Patientin oder Patient ist mitverantwortliches Gegenüber

Nach anthroposophischer Auffassung ist Krankheit stets aus der Individualität eines Menschen heraus zubegreifen. Krankheit entsteht, wenn Leibliches, Seelisches und Geistiges nicht im Gleichgewicht sind. Der anthroposophische Arzt, die anthroposophische Ärztin bringen den körperlichen Befund und das seelische Erleben von Patientinnen und Patienten in Zusammenhang mit der individuellen Biografie und Persönlichkeit. Dies ist nur im Rahmen einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Arzt und Patient möglich. Im Sinne einer solchen «Begegnungs-Medizin» wird gemeinsam versucht, die gesamte Problematik zu erfassen und Heilungswege zu erkennen.
Die Anthroposophische Medizin strebt an, nicht nur die Krankheitssymptome zu beseitigen, sondern auch die Selbstheilungskräfte des Organismus anzusprechen und zu stärken.

Anthroposophische Heilmittel und Therapien

Das therapeutische Spektrum der Anthroposophischen Medizin umfasst einen grossen Heilmittelschatz aus natürlichen Wirkstoffen. Die Arzneimittel werden äusserlich oder innerlich eingesetzt. Zudem fördern künstlerische Therapien wie z.B. Malen sowie Rhythmische Massage den Gesundungsprozess.
Letztlich leitet die Anthroposophische Medizin die Patientin, den Patienten an, ein neues inneres Gleichgewicht zu finden, um die individuelle Gesundheit wiederzugewinnen und diese anhaltend zu stabilisieren. Dadurch erweist sich die Anthroposophische Medizin zugleich als nachhaltige Medizin.

Kostengünstiger als konventionelle Medizin

Die Anthroposophische Medizin zeigt nicht nur gute Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit, wie aus dem wissenschaftlichen «Programm Evaluation Komplementärmedizin» (PEK) ersichtlich ist, sondern ist auch kostengünstig. Die zusätzlichen Kosten durch vermehrten Zeitaufwand, etwa für biografische Gespräche, werden durch Einsparungen bei Laboranalysen und apparativer Diagnostik sowie bei den Heilmitteln längst kompensiert.
Die Anthroposophische Medizin wurde von Dr. med. Ita Wegman (1876–1943) und anderen Ärzten in Zusammenarbeit mit Dr. phil. Rudolf Steiner (1861–1925) zu Beginn der 1920er-Jahre ins Leben gerufen und wird seither anhand neuer Erkenntnisse laufend weiterentwickelt.

Koordinationsstelle Anthroposophische Medizin SIAM,
www.anthrosana.ch

 

 

«Komplementärmedizin am Spital darf nicht weiter Stiefkind bleiben»

fondsGoetheanum: Medizin

Dr. med. Hansueli Albonico, Chefarzt Komplementärmedizin am Regionalspital Emmental in Langnau, hat an der wissenschaftlichen Studie «Programm Evaluation Komplementärmedizin» (PEK) mitgearbeitet.

Herr Albonico, Komplementärmedizin ist in der Bevölkerung sehr beliebt. Kritiker hingegen behaupten, sie sei unseriös. Was sagen Sie als einer, der an der PEK-Studie beteiligt war?

Komplementärmedizin ist ein weites Feld. Gerade deshalb sind solide Qualitätskriterien wichtig. Die ärztlichen Therapierichtungen, die wir wissenschaftlich ausgewertet haben (siehe Artikel oben), sind wirksam und sicher und in der Regel kostengünstiger als die Schulmedizin. Ganz besonders trifft dies auch auf die Heilmittel zu.

Sie leiten eine der seltenen komplementärmedizinischen Abteilungen an einem Spital. Was sind die Vorteile für die Patientinnen und Patienten?

Was häufig als Schlagwort «Integrative Medizin» bezeichnet wird, das Zusammengehen von Schul- und Komplementärmedizin, ist hier gelebter Alltag. Das bedeutet noch immer eine grosse Herausforderung, aber ich bin zuversichtlich, dass die Förderung der Komplementärmedizin vorankommen wird. Zunächst geht es um die fachliche und politische Anerkennung der Komplementärmedizin, welche auch spezifische Leistungsaufträge an solche Spitäler ermöglichen soll. Dann möchten wir aber in Zusammenarbeit mit den Universitäten die Komplementärmedizin auch in Lehre und Forschung voranbringen. Wenn ein grosser Teil der Patienten Komplementärmedizin in Anspruch nimmt, müssen auch unsere angehenden Ärzte Kenntnisse darin haben. Komplementärmedizin am Spital darf nicht länger ein Stiefkind bleiben.

Komplementärmedizin kommt auch in der Forschung zu kurz. Was muss sich hier ändern?

Tatsächlich besteht in der Komplementärmedizin ein Forschungsdefizit. Es ist ein Gebot der Zeit, dass Forschungsgelder für die Komplementärmedizin zugänglich werden. Wichtig ist, dass Schul- und Komplementärmedizin nicht mehr als Gegensatz, sondern als sinnvolle und bei richtigem Einsatz auch kostensparende Ergänzung gesehen werden.