«Frölichi Böim»
Begegnung mit Caspar David Erismann, Maler mit Behinderungen
Welchen Stellenwert hat Kunst? Ist sie täglich Brot oder ein Sahneklecks für den Feierabend? Im Olaf Asteson-Haus für seelenpflegebedürftige Menschen am Jakobsweg zwischen Längenberg und Schwarzwasser hinter Bern bildet sie die tragende Säule der Arbeit. Täglich wird sie geübt, denn sie unterstützt die innere Entwicklung. Die der Betreuten wie die der Betreuer als gegenseitige Entwicklungsbegleiter.
Immer wieder staunt Heimleiter Andreas Schutter über die besondere Offenheit, ja Durchlässigkeit der Betreuten für das Künstlerische. Und spült dabei die Farbschälchen und Pinsel, mit denen Caspar David Erismann, 26, eben sein Gemälde beendet hat. Schwungvoll war er am Arbeiten und mit schlafwandlerischer Sicherheit. Ja, er sei Maler, «das isch eigetlech mi Bruef so z’säge», und malt einen Titel auf das neue Bild: FRÖLICHI BÖIM, «wie ar Wienacht». Er ist stolz, wenn ein Bild fertig ist – «de han-i ä Fortschritt gmacht» – und freut sich aufs Weitermalen: «De chame luege, was de z’nächschte-n-isch: I mache das, was chunt.» An Ausstellungen werden seine Aquarelle und Ölbilder gut verkauft: «Ä Usstelig isch immer schön. I tue begrüesse, säge, frage.» Und arbeitet freudig auf die nächsten Ausstellungen hin: «Die wärde guet cho.»
Caspar malt, seit er 10 Jahre alt ist. Seine Lieblingsfarbe ist Grün: «Verschiedeni Grün – häll, dunkel, mittel, s’isch äso.» Sattgrün ist auch eine Wand seines Zimmers. Immer mehr hat er sich im behutsam begleiteten Malen auch anderen Farben zugewendet: Rot, Gelb, Blau. «Farbängu» heisst sein gelbrotes Gemälde im Flur: «Dä schwätzt Farbe.» Verkauft ist sein «Tonängu», zu Pferd und mit einer Trompete: «Dä hett allwä schön Musig gmacht.» Caspar schätzt die künstlerischen Angebote: «Male, zeichne, schribe; me entwicklet sich dür Kunscht, gloub-i.» Und weiss, dass auch er mit seiner Kunst anderen etwas gibt: «Bi dir löst das Energie uus!» Caspars Bilder sind Kraftfelder, Batterien, Energiespender. «Das weiss-i», sagt er, taucht den Pinsel ins Königsblau und signiert: CASPAR DAFIT.