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Über den VfK

Der Verein für Krebsforschung wurde am 4. Februar 1935 in Arlesheim (BL) durch die Ärztin Ita Wegman und den Arzt Werner Kaelin gegründet, gemeinsam mit dem Naturwissenschaftler Rudolf Hauschka und der Heileurythmistin Lina Kaelin. Derzeit gehören dem VfK 20 ordentliche Mitglieder an, die Leitung obliegt dem gewählten Vorstand. In sechs Forschungsabteilungen arbeiten knapp 30 Wissenschaftler, darunter mehrere Studierende mit Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten.

 

 

«Der Mensch schützt nur, was er schätzt.»

Komplementärmedizinische Forschung im Wandel

Der Verein für Krebsforschung (VfK) gehört zu den wenigen Institutionen, die im Bereich Komplementärmedizin noch eigenständig Forschung durchführen. Das gilt insbesondere für die Entwicklung neuer Krebspräparate aus Heilpflanzen und anderen Natursubstanzen. Deren Einsatz in der integrativen Krebsmedizin bedarf klinischer Studien – einer weiteren Kernkompetenz des VfK.

Gegründet wurde der Verein 1935 mit dem Zweck, wissenschaftlich und praktisch auf dem Gebiet der Krebsforschung und Krebsbehandlung zu arbeiten. Bereits 1917 gab die Ärztin Ita Wegman hierzu den Anstoss, als sie ein Injektionspräparat aus Misteln entwickeln liess. Gute Therapieverläufe stärkten ihren Willen, an Krebs erkrankten Menschen noch besser zu helfen.

 

Die Pionierin Ita Wegman

1921 eröffnete Ita Wegman in Arlesheim ihre Klinik. Von dort inspirierte sie als Pionierin der Misteltherapie Ärzte in aller Welt. Zugleich setzte sie sich für die weitere pharmazeutische Entwicklung des Mistelpräparates ein, das 1926 als Iscador® registriert wurde.

Die Kraft der Mistel bei Krebs zu nutzen, hatte Rudolf Steiner empfohlen. Er war mit dieser Heilpflanze seit langem vertraut und stützte sich auf Wegmans klinische Erfahrungen, als er 1920 vor Ärzten die anthroposophische Ratio für eine Krebstherapie mit Mistel erläuterte. Der VfK berücksichtigt in seiner Arbeit die von Steiner skizzierten anthroposophischen Grundlagen.

 

Forschungsinstitut und anthroposophische Krebsklinik

1949 gründete der Verein in unmittelbarer Nachbarschaft der Ita Wegman Klinik das Forschungsinstitut Hiscia, um Grundlagenforschung und Mistelpharmazie konzentrierter zu betreiben. Zudem traf sich dort nun Jahr für Jahr eine wachsende Mitarbeiter-Ärzteschaft zum Erfahrungsaustausch und förderte so die internationale Ausbreitung der Misteltherapie. Gestützt auf die ärztliche Erfahrung mit der Mistel und das steigende Bedürfnis nach ganzheitlichen Krebstherapien, eröffnete der VfK 1963 die Lukas Klinik als anthroposophische Spezialklinik für Krebspatienten. Die medikamentöse Misteltherapie wurde dort ergänzt mit krebsspezifischer Ernährung, rhythmischer Massage und wärmenden Wickeln, Heileurythmie und künstlerischen Therapien sowie Biographiearbeit.

1978 nahm der Verein das Lukas-Seminar in Betrieb – als Schulungsstätte für ausgebildete Ärzte, die sich in anthroposophischer Medizin weiterbilden wollen. Damit war die Misteltherapie sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in Therapie und Lehre verankert. Anfangs nur auf Deutsch, stand die Zusatzausbildung bald auch Englisch sprechenden Ärzten aus aller Welt offen, löste sich aber gut zwei Jahrzehnte später vom VfK.

Ausstrahlung und Akzeptanz der klinischen Arbeit erlaubten immer mehr an Krebs erkrankten Menschen, eine Misteltherapie in Anspruch zu nehmen. Seit dem Millenniumwechsel erschweren jedoch staatliche Sparmassnahmen im Gesundheitswesen, die Bedürfnisse der Bevölkerung nach komplementärer Onkologie zu bedienen.

Eine Folge war 2014 die Fusion von Lukas Klinik und Ita Wegman Klinik zur Klinik Arlesheim. Zugleich übernahm der Verein die jahrzehntelang mit der Weleda geteilte Verantwortung für Herstellung und Vertrieb von Iscador® und gründete hierfür die Iscador AG als neue, nicht gewinnorientierte organisatorische Einheit. Das Institut Hiscia dagegen bildet nach wie vor den operativen Kern des VfK.

 

Die Komplementärmedizin im Umbruch

Eine grosse Herausforderung besteht darin, den gestiegenen Anforderungen an klinische Studien gerecht zu werden, die Bedingung sind für Zulassung und Anwendung von Mistelpräparaten bei Krebs. Der VfK verantwortet inzwischen den weitaus grössten Teil der über 150 publizierten Mistelstudien. Neben grossen klinischen Studien mit vielen Probanden erforscht er mit qualitativen Studien auch Kriterien, die für individuelle Menschen in der Misteltherapie bei Krebs von Bedeutung sind.

 

Mistel ist nicht gleich Mistel – Die Bedeutung der Wirtsbäume

Um Inhaltsstoffe der Mistel zu identifizieren und ihre Wirkung zu verstehen, arbeitet der Verein seit langem mit anderen Instituten zusammen. Ein Projekt mit der Universität Neuchâtel und der Universität Rio de Janeiro untersucht derzeit das Metabolom – die Gesamtheit aller Stoffwechselprodukte – der Mistel und erfasst Unterschiede im Inhaltsspektrum von Misteln unterschiedlicher Wirtsbäume, die für den Einsatz in der Krebstherapie von grosser Bedeutung sind.

Besonders wichtig als Arbeitsfeld ist die Entwicklung neuer Krebsmedikamente aus natürlichen Substanzen. So wurde aus dem pharmakologisch wertvollen Mistelharz eine medizinische Crème entwickelt, die erst kürzlich die Zulassung erhalten hat. Darüber hinaus laufen verschiedene Projekte mit anderen Heilpflanzen. Innovative Ansätze verfolgt der VfK auch mit Bildschaffenden Methoden, die für die Qualitätsbeurteilung von Heilpflanzen und pharmazeutischen Prozessen wichtig sind.

Mitarbeitende des VfK betreuen in enger Zusammenarbeit mit Fachhochschulen und Universitäten in der Schweiz und im Ausland regelmässig Bachelor- und Masterarbeiten sowie Medizinstudierende bei ihrer Promotion. Künftig sollen diese Kooperationen weiter verstärkt werden, um die Grundlagen der Komplementärmedizin noch umfassender zu erforschen.

 

Die künftigen Herausforderungen

Pionier ist der Verein für Krebsforschung auch in der Kultivierung von Misteln. Anfangs stand die Sicherung seltener und bedrohter Wirtsbäume wie Eiche oder Ulme im Mittelpunkt. Bald ging es auch darum, die Qualität der Misteln zu fördern – etwa durch die im biologisch-dynamischen Landbau verwendeten Präparate. Inzwischen ist der Klimawandel die grösste Herausforderung.

Hitze- und Trockenperioden gefährden die Mistelversorgung. Das macht deutlich: Es gilt längst nicht nur die Genesung des einzelnen an Krebs erkrankten Menschen, sondern auch die Gesundung der Erde als Ganzes ins Auge zu fassen. Bedroht Krebs den Körper des individuellen Menschen, so bedroht der Klimawandel den Erdorganismus, der die Menschheit bis anhin so zuverlässig getragen hat.

Deshalb erforscht der Verein inzwischen auch vertiefte Formen von Achtsamkeit und Dialog, um neuartige Partnerschaften mit der Natur zu entwickeln. Denn jüngere Studien zum Klimawandel zeigen: Der Mensch schützt nur, was er schätzt. Dieser Satz betrifft nicht nur das Verhältnis zur Natur, sondern gilt auch für die Beziehung des Menschen zu sich selbst.

Hartmut Ramm, Vorstandsmitglied Verein für Krebsforschung

 

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