FondsGoetheanum: Zukunft gestalten

Stiftung Edith Maryon

  • Tochtergesellschaften in Basel und Berlin
  • Gegründet: Juni 1990
  • 23 Mitarbeitende
  • 154 Liegenschaftsprojekte
  • Fördervolumen jährlich: ca. CHF 3,4 Mio.
  • Konsolidierte Bilanzsummer per

31.12.2021: CHF 326,5 Mio.

www.maryon.ch

Stiftung Edith Maryon – Game over, Monopoly

Die Stiftung Edith Maryon mit Sitz in Basel-Stadt wurde 1990 aus einem Kreis junger Menschen aus dem Umfeld der Rudolf Steiner Schule Basel heraus gegründet. Der Gründungsimpuls war, ein eigenes Gefäss zu schaffen, welches Grund und Boden und Immobilien gemeinwohlorientiert entwickelt und langfristig sichert.

Grund und Boden – so die Überzeugung der Initianten – ist Gemeingut. Sie verstanden die Gründung der Stiftung als Gegenentwurf zu den im eigenen beruflichen Umfeld gemachten Erfahrungen, wo üblicherweise Grund und Boden als Ware und die Immobilien in erster Linie als Objekt zur Maximierung der Rendite oder als Spekulationsobjekt gesehen wurden.

 

Nerv der Zeit getroffen

Mit einem kleinen Stiftungskapital von 12 000 Franken und viel Idealismus gingen die Gründer an den Start. Und trafen mit ihrem Anliegen einen Nerv der Zeit. Es zeigte sich, dass bei vielen Menschen das Bedürfnis bestand, ihre Immobilien langfristig gemeinwohlorientiert zu sichern und aus dem üblichen Verwertungskreislauf herauszunehmen, unter anderem auch, weil sie selbst mit ihren Immobilien und Mietern einen sozialen Umgang pflegten.

Auch viele Mieter und Nutzer bevorzugten einen Immobilienträger bzw. -eigentümer mit sozialen Zielsetzungen und halfen so mit, dass die von ihnen genutzten Liegenschaften zur Stiftung kamen oder durch ihre Initiativen neue Projekte im Rahmen der Stiftung entstehen konnten.

 

Der Gemeinschaft verpflichtet

Mit Hilfe von Schenkungen, Spenden und Vermächtnissen übernimmt und erwirbt die Stiftung Edith Maryon seit ihrer Gründung Land und Immobilien aller Art, entzieht sie der Spekulation und erhält und ermöglicht auf diese Weise sozial innovative Wohnprojekte, Orte der Kultur, Bildung und Erziehung, Bauernhöfe und andere Arbeitsstätten.

In vielen Fällen beschränkt sich die Stiftung dabei auf die Rolle der Landeigentümerin und überlässt das Land den Bewohnern und Nutzern im Baurecht. Dabei vereinbart sie mit ihnen jeweils den sozialen Nutzungszweck und achtet auf dessen Einhaltung. Die Stiftung Edith Maryon ist gemeinnützig, nicht gewinnorientiert und lediglich ihrer Zweckbestimmung verpflichtet.

Wohnungssuchenden in der Nordwestschweiz bietet die Stiftung eine solidarisch gesicherte Verbürgung der Mietkaution an. So hilft sie jedes Jahr ca. 600 bis 800 Mietern, eine Wohnung zu bekommen.

Eines der grössten und bekanntesten Einzelobjekte im Eigentum der Stiftung ist heute die Markthalle in Basel in der Nähe des Bahnhofs Basel SBB. Mit dem Erwerb durch die Stiftung konnte der zuerst als Zwischennutzung gestartete Marktbetrieb für die Öffentlichkeit langfristig gesichert werden. www.altemarkthalle.ch

 

Mit Überschüssen die Kultur fördern

Das oberste Ziel der Stiftung ist, dass einmal in das Eigentum der Stiftung gekommene Liegenschaften – sei es durch Vererbung, Kauf, Schenkung oder Teilschenkung – auf «ewig» in der Stiftung verbleiben, gemeinwohlorientiert gehalten und nie mehr veräussert werden. Viele Immobilien wurden der Stiftung in den letzten Jahren zudem auch mit der Auflage übergeben, durch den Betrieb allfällig entstehende Überschüsse kulturellen, sozialen und pädagogischen Initiativen zur Verfügung zu stellen. Dadurch entwickelte sich die Stiftung auch zu einer bedeutenden Förderstiftung in diesen Bereichen.

 

Kompetenzen für die Bodennutzung

Rückblickend auf die Zeit seit Gründung der Stiftung, kann als erfreuliches Fazit über das Erreichte gesagt werden, dass im Rahmen der Stiftung eine Vielzahl von Liegenschaften und Projekten – bis heute über 150 – gesichert wurden und damit vielen sozialen und kulturellen Initiativen eine langfristige Entwicklungsperspektive gegeben werden konnte.

Auch wurden durch die Arbeit und Kompetenz der Stiftung mit interessierten Menschen alternative Nachlassregelungen für ihre Immobilien entwickelt und als Best-Practice-Beispiele umgesetzt. Und last, but not least konnte durch die Arbeit der Stiftung ein wichtiger Beitrag zur Diskussion, wie mit Boden in Zukunft umgegangen werden soll, geleistet werden. Wem soll der Boden gehören? Wer soll über seine Nutzung entscheiden? Was sind die jeweiligen Konditionen für seine Nutzung? Was sind mögliche Alternativen zur jetzigen Handhabung?

 

Notwendige Anstösse zur Bodenfrage

Ein Meilenstein in dieser Debatte war die Neue Bodeninitiative in Basel, bei der sich die Stiftung als Mitinitiantin einbringen konnte. Die Initiative verlangte, dass der Kanton Basel- Stadt sein eigenes Land nur noch im Baurecht vergeben und nicht mehr veräussern dürfe. Sie wurde am 28. Februar 2016 mit einem Ja-Anteil von 67 % deutlich angenommen. Viele ähnliche Initiativen sind seither in der Schweiz auf kommunaler Ebene ergriffen und mehrheitlich auch angenommen worden.

Ein weniger erfreuliches Fazit ist, dass sich insgesamt gesehen in der Bodenfrage bis jetzt kein grundlegender Bewusstseinswandel abzeichnet. Oder wenigstens eine breite gesellschaftliche Debatte entstanden ist. Der Boden wird im Kern nach wie vor als Ware betrachtet, die abgesehen von einigen steuerrechtlichen Hürden verkauft und gekauft werden kann.

So betrachtet es die Stiftung für die Zukunft weiterhin als ihre zentrale Aufgabe, mit ihrer Arbeit und durch ihre Projekte die Diskussion über die Bodenfrage anzuregen. Dies unter anderem auch durch ihr Engagement und ihre Mitgliedschaft im Info-Netzwerk Gemeingut Boden. www.gemeingutboden.ch

 

Zum Namen der Stiftung

Die Gründer der Stiftung haben keinen direkten, persönlichen Bezug zu der bereits 1924 verstorbenen englischen Bildhauerin Edith Maryon oder zu ihrer Familie. Sie wählten sie als Namensgeberin für ihre Stiftung, weil sich Edith Maryon in pionierhafter Weise für den sozialen Wohnungsbau im Umfeld des Goetheanums in Dornach in den 1920er-Jahren engagierte.

Aufgrund ihres Interesses an spirituellen Fragen wurde Edith Maryon mit Rudolf Steiner bekannt gemacht und wurde in der Folge eine enge künstlerische Mitarbeiterin von ihm. Seit 1914 lebte sie hauptsächlich in Dornach und war hier auch beim Bau des ersten Goetheanums mit tätig.

Christoph Langscheid, Mitbegründer der Stiftung Edith Maryon

 

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