Werte der Menschlichkeit
In der Gründungszeit der neuen gemeinsamen Lebensorte für Menschen mit und ohne Behinderung – den Camphill-Dorfgemeinschaften – hielt Karl König drei Dorfkonferenzen, in denen er wesentliche Impulse für die innere Entwicklung der Mitarbeiter aufzeigte. Die Konferenzen dokumentieren Königs Sicht auf die Aufgaben dieses neuen Zusammenlebens bzw. die Suche nach den wahren Werten der Menschlichkeit.
“Diese Dreigliederung des Daseins muss zunehmend zum meditativen Schlüssel werden, zum Leitbild für alle diejenigen, die verantwortlich in unseren Dorfgemeinschaften leben … Daraus ergibt sich ein Urbild des menschlichen Lebens hier auf der Erde, in besonderer Hinsicht vom Blickpunkt des Lebens einer Dorfgemeinschaft. Es wird immer wieder nötig sein, dass wir uns diesem Bild zuwenden, uns damit identifizieren und versuchen, unser soziales Leben in den Dorfgemeinschaften danach auszurichten. Dann wird dieser Keim Schritt für Schritt Kraft und Ordnung in unsere Umgebung strahlen. Ich meine jedoch nicht nur die unmittelbare physische und irdische Umgebung der Dorfgemeinschaften. Ein solcher Keim wird zunehmend wie eine homöopathische Medizin in die ganze soziale Ordnung unserer Zeit wirken.” (Karl König)
Heilpädagogische Schulen, Kleinklassenzüge und Integrationsschulen
Adäquate Begleitung und Förderung
Die heilpädagogischen Schulen vermitteln einen Bildungsgang auf der Grundlage der Waldorfpädagogik. Er zeichnet sich aus durch Altersgemässheit der Inhalte, Vertiefung des Lehrstoffes in Epochen und Lernen im Wechsel zwischen Klassengemeinschaft und individueller Förderung. Diese umfasst auch medizinische und therapeutische Betreuung. Heilpädagogische Schulen gibt es in unterschiedlichen Konzeptionen: als Heilpädagogische Tagesschulen, als Kleinklassenzüge an Waldorfschulen, als Schulen in Heimen und als integrative Schulen.
Schulgemeinschaften, Heimsonderschulen, Institute für Seelenpflege-bedürftige Kinder. Sie sind für Kinder bestimmt, die aufgrund ihrer persönlichen, familiären oder sozialen Umstände eine ganzheitliche Betreuung, Förderung und Lebensgestaltung brauchen. Hier wirken Lebensbereich (Heim), Schule und Therapie eng zusammen und bilden eine funktionale, soziale und methodische Einheit.
Bereits im Vorschulalter bestehen Möglichkeiten, dass Kinder mit Behinderungen in Spielgruppen und Kindergärten adäquat begleitet und gefördert werden. Der Waldorf-Lehrplan der Rudolf-Steiner-Schulen bildet die Grundlage der pädagogischen Arbeit in den Tagessonderschulen und Sonderschulheimen, bei letzteren kommt dem Bereich der Betreuung und Pflege eine sehr wichtige Bedeutung zu. Den Abschluss der Schule bildet die Berufsvorbereitung als Übergang in das Erwachsenenleben, wo die Schwerpunkte des Zusammenlebens und -arbeitens eine andere Gewichtung erfahren.
Diese Neuorientierung spiegelt sich auch in der Bezeichnung Sozialtherapie als umfassenden Begriff für alle Tätigkeiten mit erwachsenen Menschen mit Behinderung. In vielen Institutionen werden unterschiedlichste Formen der Sozialtherapie gepflegt: Kleinere oder grössere Institutionen mit betreuten Wohngruppen, begleitetes Wohnen, Zusammenleben von Behinderten und Nichtbehinderten in Lebens- und Arbeitsgemeinschaften, aber auch Tageswerkstätten ermöglichen individuelle Gestaltung von Biographien. Der Integration in einen Arbeitszusammenhang wird grosse Beachtung geschenkt. Im Vordergrund stehen dabei vor allem künstlerisch-handwerkliche Tätigkeiten und die Erzeugung von Produkten, die einem Bedürfnis entsprechen, aber auch die Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen ermöglichen.