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Rudolf Steiners künstlerischer Impuls

Gesamtkunstwerk

Erstes Goetheanum

Rudolf Steiners künstlerischer Nachlass steht in unmittelbaren Zusammenhang zu seinem Vortragswerk. Er  beschreibt die  Möglichkeit das gewöhnliche, ordnende, analysierende Denken zu einem tätigen künstlerischen zu steigern: "Man muss ebenso denken können in Farben, in Formen, wie man denken kann in Begriffen, in Gedanken."

Mit diesem Ausspruch versuchte Steiner in einem Vortrag die Intention des ersten Goetheanums, Hochschule, Festsaal und Tagungsstätte der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach, plastisch greifbarer zu machen.

Dieser von ihm entworfene Bau sollte mit allem, was dort gesprochen und künstlerisch dargeboten wurde als Gesamtkunstwerk im Einklang stehen.

Die Bühnenaufführungen von Goethes Faust und Rudolf Steiners Mysteriendramen wurden durch Eurythmie, Sprachgestaltung und Beleuchtungskunst auf mehreren Ebenen der Kunst gleichzeitig verdichtet erlebbar.

Die Architektur, und die  bildnerischen Gestaltung des Goetheanums können in diesem Sinne als Abbild des Geistigen Lebens, das in ihm stattfand, verstanden werden.

Steiner gab den Menschen, die an dem Bau arbeiteten  beispielhafte Skizzen und Entwürfe als Anregung. An die Skulptur, dem "Menschheitsrepräsentant", die als Mittelpunkt des Goetheanums das Wesen des Menschen zur plastischen Erscheinung bringen sollte, hat er persönlich Hand angelegt.

Steiner selbst hat sich nie als Künstler begriffen, stets betonte er, dass er nur Anregungen zur Kunst geben wolle, die die Künstler zu einem gediegenen Abschluss bringen sollten.

So nahm die Eurythmie im Zusammenwirken von Marie Steiner und Edith Maryon konkrete Gestalt an. Diesbezüglich könnte das Eingangszitat dahingehend erweitert werden, dass Denken auch in bewegten Gesten und Klangbildern möglich ist.

Vom Begreifen der Kunst zur Kunst des Begreifens

Rudolf Steiner führt Denktätigkeit und Kunst zusammen, indem er das Begreifen selbst als etwas Kunstvolles darstellt, dass wenn es kunstvoll genug praktiziert ist, auch die Einsicht in die lebendige Sphäre der Kunst eröffnen kann.

Naturwissenschaft und Kunst

Weil das künstlerischen Begreifen durch die Willenskraft beweglicher ist ein ermöglicht es einen Tieferen Einblick in die Natur. Naturprozesse sollten beweglich vorgestellt werden können. Durch diese Vorstellungsweise sind die Sockelmotive im großen Saal des Goetheanums zu Goethes Metamorphose der Pflanze entstanden. Dort werden keine Einzelteile der Pflanze abgebildet, sondern die Lebensgeste in einer plastischen Form zu Erscheinung gebracht. Durch solche Betrachtungsweise kann sich der Mensch in der Natur wiederfinden.

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Moralische Phantasie

Wenn sich der Mensch durch  ein künstlerisch aktives Denken bewusst wird, er moralische Phantasie aufbringt und sie sachgemäß in den Alltag einbringt, wird er nicht mehr fremdbestimmt.  Er kann sein Handeln intuitiv künstlerisch gestalten  und wird authentisch. Insofern schließt der  Begriff der sozialen Plastik, der in den 70er Jahren den Zusammenhang zwischen dem Schaffen einer Skulptur und der Gestaltung sozialer Verhältnisse ins Bewusst sein hob, inhaltlich an den Gedanken von Steiners Philosophie der Freiheit an.