Themen

Die Autoren bei der Vorstellung ihrer Studie am 8. Februar 2017. Von links nach rechts: Peter Kunz, Ueli Hurter und Johannes Wirz.

Copyright: Giorgio Hösli

***

"Saatgut - Gemeingut"

Züchtungspromille auf allen Lebensmitteln

Das Gemeingut Saatgut steht durch Patentierung und Verlust der Agrobiodiversität weltweit unter Druck. Daher fordern die Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum und die Getreidezüchtung Peter Kunz in einer Studie die Einführung eines Züchtungspromilles und rechtlich anerkannte Nutzungsgemeinschaften.

Für Johannes Wirz, mit Ueli Hurter und Peter Kunz Autor der Studie ‹Saatgut  – Gemeingut›, stecken in jeder Saatguttüte drei Güter: «Ein Kulturgut, das als Menschheitserbe allen bedingungslos zur Verfügung steht und durch internationale Verträge nur beschränkt geschützt wird; ein Rechtsgut, das mit nationalen und internationalen Gesetzen reguliert wird; und ein Wirtschaftsgut, das im Handel verkauft wird.» Um der Monopolisierung entgegenzuwirken, fordern die Autoren für Europa ein ‹Züchtungspromille›. Damit meinen sie eine Abgabe auf allen Lebensmitteln zugunsten von gemeinnützigen Züchtungsprogrammen und -initiativen. In der Schweiz würden damit rund 60 Millionen Franken jährlich zur Verfügung stehen.

Eine einseitige Unterstützung der Ökobranche sehen die Autoren darin nicht: «Der Öko-Anbau und die ökologische Pflanzenzüchtung produzieren nicht nur angepasste Sorten und gesunde Nahrungsmittel, sondern verbessern durch Verzicht auf Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel auch andere Gemeingüter wie Wasser, Luft, Boden und Biodiversität. Sie erbringen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen für die gesamte Gesellschaft.»

Darüber hinaus machen die Autoren den Vorschlag, neben den internationalen Verträgen zum Schutz der Agrobiodiversität rechtlich anerkannte Nutzergemeinschaften einzurichten, deren Regeln die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom für Gemeingüter herausgearbeitet hat. Sie führen dazu Beispiele aus Afrika, Indien und den Philippinen an, die aus ihrer Sicht zeigen, dass damit dem Verlust der Agrobiodiversität am effektivsten Einhalt geboten werden kann.

Johannes Wirz, Peter Kunz, Ueli Hurter

Saatgut – Gemeingut. Züchtung als Quelle von Realwirtschaft, Recht und Kultur
106 Seiten, geheftet, Fr. 17/€ 15 (zuzüglich Versandkosten)
Bezug der Studie: Goetheanum, Sektion für Landwirtschaft, Hügelweg 59, 4143 Dornach, Schweiz; sektion.landwirtschaft@goetheanum.ch.Download als pdf-Datei hier (6182kb)
Konto für freiwillige Spenden bei Download an die Sektion für Landwirtschaft

Schweiz: Allg. Anthroposophische Gesellschaft, Raiffeisenbank Dornach
IBAN: CH36 8093 9000 0010 0607 1, BIC: RAIFCH22, Vermerk: 1158/Saatgut – Gemeingut

Deutschland: Anthroposophische Gesellschaft Deutschland, GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE13 4306 0967 0010 0845 10, BIC: GENODEM1GLS, Vermerk: 1158/Saatgut – Gemeingut

Züchtung ohne Pestizide und Düngemittel

Eine Handvoll Konzerne diktiert unseren Speisezettel. Der Grossteil des Saatguts, das in der Schweiz kultiviert wird, stammt aus dem Ausland

Statt standortspezifischen Sorten werden Allerweltsarten angebaut. Darunter leidet die Biodiversität, und die Abhängigkeit gegenüber Weltkonzernen nimmt markant zu. Der Bund hätte mit einer Züchtungsstrategie Alternativen entwickeln sollen, doch er lässt die Biozüchter aussen vor.

«Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf. Die Landwirte müssen den internationalen Saatgut-Multis wie Mon-santo die Macht über das Saatgut ent-reissen und wieder unabhängig werden», fordert der Zürcher Bio-Pionier Martin Ott, Präsident des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl).

...Züchtung darf nicht nur ein Problem der Landwirtschaft sein. Alle Markt-partner und die KonsumentInnen müssen sich daran mitbeteiligen. Es ist eine gemeinsame Aufgabe! Aber es ist nicht nur eine schweizerische Aufga-be: Alle Kulturpflanzen sind Kosmopoliten, deshalb muss man in der Züch-tung immer zugleich auch global denken und handeln. Denn das importier-te Gemüse und Obst stammt zu 99 Prozent aus Züchtungen von Syngenta & Co. Es braucht deshalb eine grosse Allianz.

>> zum ganzen Bericht