DAS MENSCHLICHE HERZ
von Christoph Rubens / Peter Selg (Hg.)
Kardiologie in der anthroposophischen Medizin
Die internationale Jahreskonferenz der Medizinischen Sektion am Goetheanum 2013 – hundert Jahre nach der Grundsteinlegung für das erste Goetheanum – widmete sich erstmals dem Herzen als dem zentralen Organ der menschlichen Organisation. Die im Verlauf dieser Tagung gehaltenen Vorträge wurden in der Folge für ihre Publikation schriftlich ausgearbeitet und ermöglichen einen detaillierten Einblick in Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Herzforschung und ihre Relevanz für die moderne Medizin. Die Beiträge reichen von klinischen Kasuistiken bis zu therapeutischen Herzmeditationen und wurden von Peter Selg, Christoph Rubens, Christoph Kaufmann, Guus van der Bie, Matthias Girke, Jakob Gruber, Thomas Breitkreuz, Uwe Schulze, Andreas Fried, Konrad Bäuerle, Joachim Hötzel und Michaela Glöckler verfasst.
2014, 344 Seiten, 33 meist farbige Abb., gebunden, CHF 48.50 / EUR 44
Entwicklungsgeschichte der anthroposophischen Medizin
Der sich selbst erkennende Mensch steht im Mittelpunkt
Die Anthroposophische Medizin hat eine mittlerweile fast hundertjährige Tradition. Gemeinsam mit der Ärztin Dr. med. Ita Wegman (1876-1943) entwickelte Dr. Rudolf Steiner (1861-1925), der Begründer der anthroposophischen Geisteswissenschaft, das integrative Konzept dieser Medizin. Beiden war wichtig, dass anthroposophische Ärzte stets auf dem aktuellen Stand des naturwissenschaftlichen Wissens sind. Auf dieser Basis wollten sie die Medizin durch die geisteswissenschaftlichen Aspekte der Anthroposophie erweitern. Der Begriff „Anthroposophie“ setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern „anthropos“ – der Mensch, und „sophia“ – die Weisheit.
Das bedeutet: Der sich selbst erkennende Mensch steht im Mittelpunkt – auch in der Medizin. Bereits 1921 entstanden in Arlesheim bei Basel (Schweiz) und in Stuttgart (Deutschland) erste, damals noch bescheidene klinische Einrichtungen, in denen der neue medizinische Ansatz praktisch zur Anwendung kam. Darauf aufbauend hat sich Anthroposophische Medizin im Lauf der Jahrzehnte über die ganze Welt verbreitet. Dabei hat sie sich stetig weiter entwickelt.
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Rechtliche Verankerung in der Europäischen Union
Eine Richtlinie der Europäischen Union, die auch die Anthroposophische Medizin einschließt, ist noch zu entwickeln. Es besteht das Bemühen, eine solche zu diskutieren oder die Anthroposophische Medizin in bestehende Richtlinien zu integrieren.
Die Resolution Collins "On the Status of Non-Conventional Medicines" des Europäischen Parlaments vom 29. Mai 1997 erwähnt die Anthroposophische Medizin zusammen mit sieben anderen Therapierichtungen.
Auch die 1999 erarbeitete Resolution Nr. 1206 des Europarats "An European Approach to Non-Conventional Medicines" erwähnt in dem Dokument 8435 die Anthroposophische Medizin als bedeutsam.
In sechs Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, Österreich – und in der Schweiz sind anthroposophische Arzneimittel rechtlich mindestens in einem entsprechenden nationalen Gesetz ausdrücklich anerkannt. Weitere Gesetzesinitiativen für die Anthroposophische Medizin und andere komplementärmedizinische Richtungen sind auf dem Weg, so zum Beispiel in Belgien, den Niederlanden und Schweden.
In der Schweiz wurde am 17. Mai 2009 in einer denkwürdigen Volksabstimmung die Berücksichtigung der Komplementärmedizin – und damit auch der Anthroposophischen Medizin – in allen wichtigen Bereichen des Gesundheitswesens mit einer deutlichen Mehrheit von 67 Prozent der Stimmen erstmals in einer Staatsverfassung verankert.
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Was heisst und zu welchem Ende studiert man Anthroposophische Medizin?
Peter Selg
«Die Antwort auf die Frage ‹Was heißt und zu welchem Ende studiert man Anthroposophische Medizin?› lautet aus meiner Sicht: Anthroposophische Heilkunst ist eine Heilkunst aus Menschen-Erkenntnis, und sie ist eine – wenn nicht die – Antwort auf das zentrale Dilemma der Medizin unserer Zeit. Sie ist von ihrem Wesen her definitiv keine besondere Therapierichtung im weiten ‹komplementären› Spektrum der sogenannten ‹unkonventionellen Richtungen› – obwohl sie dort ihren Namen und ihren Rang hat –, sondern ein essenzieller Beitrag zur Erreichung jener ‹großen Wende der modernen Medizin›, von der Heinrich Schipperges schrieb.» (Peter Selg)
112 Seiten, 1 Abb., Broschur. Euro 14 / CHF 15.50 . ISBN 978-3-905919-89-9