Themen

"Wenn es dem Menschen wirklich gelingt, sich zu der Idee zu erheben, und von der Idee aus die Einzelheiten der Wahrnehmung zu begreifen, so vollbringt er dasselbe, was die Natur vollbringt, indem sie ihre Geschöpfe aus dem geheimnisvollen Ganzen hervorgehen lässt. Solange der Mensch das Wirken und Schaffen der Idee nicht fühlt, bleibt sein Denken von der lebendigen Natur abgesondert. Er muss das Denken als eine bloß subjektive Tätigkeit ansehen, die ein abstraktes Bild von der Natur entwerfen kann. Sobald er aber fühlt, wie die Idee in seinem Innern lebt und tätig ist, betrachtet er sich und die Natur als ein Ganzes, und was als Subjektives in seinem Innern erscheint, das gilt ihm zugleich als objektiv; er weiß, dass er der Natur nicht mehr als Fremder gegenübersteht, sondern er fühlt sich verwachsen mit dem Ganzen derselben. Das Subjektive ist objektiv geworden; das Objektive von dem Geiste ganz durchdrungen."

(Aus: Goethes Weltanschauung. Dornach 1990, S. 54)

Zoologie

Dreigliederungsorganisation

Goetheanistische Arbeiten zur Zoologie haben verschiedene Stossrichtungen: Eine stellt die Wesenserkenntnis von Tieren dar. Tiere nehmen wir in ihren Merkmalen wahr. Zoologische Fachliteratur wartet i.d.R. auf mit einer Fülle von Einzelmerkmalen, oft sogar in tabellarischer Aufstellung. Das Erkennen des Tieres aber ergibt sich im inneren Nachgestalten der Tierwesenheit, insofern sie in mir eine Resonanz erzeugt. Also durch keine deskriptive Tätigkeit, sondern durch eine entwickelnde.

Ein anderer Ansatz, der insbesondere von Schad in extenso beschritten worden ist (Schad: Säugetiere und Mensch), versucht, in der Tierwelt die Dreigliederungsorganisation zu erkennen. Tiergruppen, welche der Nerven-Sinnesorganisation nahe stehen (z.B. Nager), bilden Gegensätze zu den Tiergruppen, welche sich im Stoffwechsel-System ausleben (Huftiere). Das Gebiss zeugt schön von diesem Organisationschwerpunkt. Eine dritte Gruppe (z.B. Raubtiere) lebt sich im Atmungs- und Blutsystem aus. Hier finden wir dann auch die Eckzähne betont ausgebildet.