Ja, ich will zu einer anderen Zukunft beitragen.
Unser aller Einsatz ist gefragt. Als Individuen, die sich frei und couragiert einsetzen. Für den Weltfrieden. Für die Bewältigung der wirtschaftlichen, klimatischen, gesundheitlichen, sozialen, ökologischen Probleme. Der Berg erscheint riesig. Mutige, couragierte Initiantinnen und Initianten kommen in dieser Ausgabe des FondsGoetheanum zu Wort. Sie präsentieren uns ihre Antworten auf überzeugende Art. Zeigen uns den Weg in eine andere, solidarisch gestaltete Welt und Zukunft. Sie sind Teil der anthroposophischen Forschung. Wir fördern und unterstützen sie. Sie fördern und unterstützen uns. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie die Fortsetzung dieser wertvollen Forschungsarbeit.
Vielen Dank für Ihre Spende auf IBAN:
CH06 0900 0000 1074 9020 0
Zukunft gestalten – frei und couragiert
Demokratie braucht Freiheit. Die Staaten zeigen weltweit zunehmend Mühe, sich effektiv für den Weltfrieden einzusetzen oder wirtschaftliche, klimatische oder gesundheitliche Probleme zu bewältigen. Bedeutet dies nun, dass auch Demokratie kein Universalmittel zur Steuerung unserer Gesellschaften ist, dass sie weiterentwickelt werden muss?
Die Antwort mag erstaunen, denn sie lautet ja. Schauen wir, warum. Ein Grund ist, dass die menschliche Person, das Herzstück der Gesellschaft, nicht mehr dieselbe ist wie vor zweihundert Jahren. Auffallend ist die extreme Individualisierung, die sie kennzeichnet. Sie weiss alles besser, fordert überall ihre Freiheit ein und verkündet lauthals: «Ich will entscheiden». Dieser Anspruch stört das Funktionieren des demokratischen Prozesses, in dessen Natur es liegt, dass Mehr- und Minderheiten entstehen, wobei sich letztere oft abgehängt fühlen. Die Individualisierung ist aber eine Tatsache des gesellschaftlichen Lebens, die berücksichtigt werden muss. Aber wie?
Individualisierung ist unumgänglich
Woraus besteht dieses individuelle Leben? Aus Fähigkeiten, Vorlieben, Ansichten über Gott und die Welt, Technik, Lebensentwürfen, Engagement in Arbeit und Freizeit, handwerklichen oder intellektuellen Fähigkeiten, Emotionen, Liebe, Freuden und Leiden … Es ist Quell aller kreativen Impulse in unserer Gesellschaft. Dieses individuelle Leben wird jedoch durch die Natur des demokratischen Prozesses beschnitten, durch Mehrheitsentscheide, durch die Trägheit, die jeder kollektiven Verwaltung selbst bei bestem Willen zu eigen ist.
Die demokratischen Staaten können sich aber weiterentwickeln und individueller Freiheit mehr Platz einräumen. Die wichtigste Aufgabe des Staates und seiner demokratischen Institutionen ist es, die Würde der Bürgerinnen und Bürger zu achten, durch eine Verfassung und angemessene Gesetze den Boden für ein gegenseitiges Verständnis zu fördern und die Bevölkerung durch Polizei und eventuell eine Armee zu schützen.
Loslassen
Auf diese Kernaufgabe soll der Staat sich konzentrieren und sich gleichzeitig nach und nach aus der Verwaltung und Planung dessen, was zum individuellen Leben gehört, zurückziehen. Dann würden Schulen, von der Grundschule bis zur Universität, Ausbildung in all ihren Formen, wissenschaftliche Forschung, künstlerisches Schaffen, alles, was mit Gesundheit zu tun hat, und auch Medien und Forschung nicht mehr vom Staat in Auftrag gegeben und finanziert, sondern direkt von denjenigen organisiert und finanziert, die in diesen Bereichen aktiv und verantwortlich sind – den Unterrichtenden, den Forscherinnen und Forschern, den in der Pflege Aktiven oder den kreativ Tätigen –, denn sie sind es, die in ihrem jeweiligen Bereich unmittelbar mit der Realität konfrontiert sind.
Einen ähnlichen Schritt müsste der Staat auch in einem anderen Bereich machen, indem er sich aus der Verwaltung und Planung von Gütern und Dienstleistungen zurückzieht. Wie die aktuelle Krise zeigt, kann die Nahrungsmittel- und Energieversorgung oder das Klimamanagement nicht Sache eines einzelnen Staates sein. In diesen Fragen übersteigt das, was auf dem Spiel steht, den lokalen Rahmen bei Weitem. Engagements müssen auf kontinentaler oder gar globaler Ebene eingegangen werden. Auch hier muss der Staat sich zurückziehen und die Verantwortung an Instanzen übergeben, die gegründet würden, um sich um die Ressourcen des Planeten und die Bedürfnisse aller Menschen zu kümmern.
Perspektiven
Auch demokratische Staaten stossen also bei der Bewältigung von Krisensituationen an ihre Grenzen, weil sie die Kontrolle über etwas behalten, was nicht mehr in staatlicher Hand liegen kann: das individuelle Leben und die wirtschaftliche Versorgung. Die notwendige Entwicklung liegt darin, dem Individuum und allen Formen der Kultur wie auch dem Wirtschaftsleben immer mehr Autonomie einzuräumen und aus der Bevormundung durch die öffentliche Hand zu befreien.
Marc Desaules, Initiant des FondsGoetheanum