FondsGoetheanum: Zukunft Landwirtschaft

Zur Zukunft der Landwirtschaft

 

Seit 46 Jahren erforscht die Wissenschaft im Langzeitversuch DOK die Auswirkungen der in der Schweiz üblichen landwirtschaftlichen Anbausysteme. Erstmals kommen nun diese anerkannten Forschungsresultate in die breite Öffentlichkeit. Die Aussage ist eindeutig: Zukunftsfähig ist die Biolandwirtschaft, insbesondere die biodynamische. Nur diese beiden stellen langfristig die Nachhaltigkeit unserer Böden und damit die Bodenfruchtbarkeit sicher. Ihre boden- und pflanzenschonende Bewirtschaftung erhält die für Mensch und Natur notwendige Biodiversität, die Qualität der Lebensmittel, das gesunde Gleichgewicht. Überdies schont Biolandbau die Ressourcen und produziert effizient.

In drei Punkten hebt sich das biodynamische System (Demeter) signifikant von allen andern ab: Einzig hier findet über Jahre ein steter Humusaufbau statt, die Böden sind lebendiger und die Klimawirkung ist viel geringer. Um diese Prozesse zu verstehen, sind weitere Forschungen notwendig.

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Biodynamische Landwirtschaft, ein Füllhorn?

Die Schweizer Agrarforschung eröffnet neue Perspektiven. 46 Jahre wissenschaftliche Forschung im Ackerbau machen es deutlich: Die biodynamische Landwirtschaft ist eine nachhaltige Quelle der Fülle, der Vielfalt und des Lebens. Mit dem Label Demeter ausgezeichnet, ist sie auch die klimafreundlichste Form der Landwirtschaft.

© Frumento AG

Diese Forschungsergebnisse entstanden aus einer engen Zusammenarbeit der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) mit Landwirt*innen und weiteren Akteuren der Schweizer Landwirtschaft. Ihr Ziel: die langfristigen Auswirkungen der verschiedenen biologischen und konventionellen Landwirtschaftssysteme (DOK) wissenschaftlich und detailliert zu untersuchen.

Die Zahlen sprechen biodynamisch

Nach 46 Jahren liegen die Ergebnisse vor. Sie sind verblüffend. Die Zahlen rütteln an den bisher gültigen Denkmustern. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft bringt die biodynamische Landwirtschaft nicht nur 74 Prozent mehr Vielfalt in der Begleitflora, sondern auch 49 Prozent mehr Kleinstlebewesen mit einer 71 Prozent erhöhten Aktivität, 50 Prozent mehr Mobilisierung von Nährstoffen und schliesslich 16 Prozent mehr Humus. Summarisch zeigen die Messungen, dass mit biodynamischer Landwirtschaft die Bodenfruchtbarkeit insgesamt um 46 Prozent zugenommen hat. Das ist enorm und wissenschaftlich belegt. Ein Füllhorn?

Weiten wir den Blick und stellen uns vor: ein typischer Mischbetrieb mit Vieh, 40 Hektaren gross, eine durchschnittliche Grösse, wie es sie in der Schweiz viele gibt. Biodynamisch geführt, braucht ein solcher Bauernhof von aussen kaum Zusatzfutter oder Düngemittel jeglicher Art einzukaufen. Die Düngung kommt vom Mist der hofeigenen Kühe, unterstützt durch die Präparate, welche die biodynamische Landwirtschaft ausmachen.

160 000 kg Lebensmittel aus Licht und Erde

Was produziert ein solcher 40 ha Bauernhof? Natürlich ist die Antwort von der einzelnen Situation abhängig, aber im Durchschnitt können wir von etwa vier Tonnen pro Hektar ausgehen, z. B. 120 000 Liter Milch, 20 000 kg Getreide, 15 000 kg Kartoffeln, Gemüse und Obst und 5000 kg Fleisch. Das sind 160 Tonnen. Bewahren wir uns dieses Bild: Jahr für Jahr verlassen 160 000 kg Produkte das landwirtschaftliche Gut und werden verkauft, um die Menschen zu ernähren.

Woher kommt denn diese Produktion? Etwas ist sicher: Im grossen Ganzen erfolgt sie nicht auf Kosten des Bodens, auch wenn dies noch weiter erforscht werden muss. Im Gegenteil, die Qualität des Bodens verbessert sich. Die oben schon genannten Zahlen zeigen, wie die Fruchtbarkeit und auch der Gehalt an Humus mit biodynamischer Landwirtschaft zugenommen hat, und dies bei stabilen Erträgen. Ein Füllhorn!

Je mehr mineralischer Dünger, desto lebensloser der Boden

Im Gegensatz macht der Langzeitversuch etwas deutlich. Wo in der konventionellen Landwirtschaft nur mineralisch gedüngt wird, gilt: Je mehr Dünger in mineralischer Form zugeführt wird, desto ärmer und lebensloser wird der Boden. Die Zahlen klagen an: Seit Beginn des DOK sind 10 Prozent des Humus verschwunden. Eine unsichtbare Verwüstung ist hier im Gange. Und dies weltweit. Der Boden wird immer mehr zum Substrat gemacht, der nur noch als Träger für Mineraldüngung dient. Das Leben wird ihm nach und nach geraubt, ganz zu schweigen von der Verschmutzung des Rieselwassers mit Düngern und Pestiziden und unweigerlich auch des daraus resultierenden Grundwassers.

Die Ergebnisse des DOK-Versuches rufen zu einem Umdenken in der Landwirtschaft auf. Sie zeigen, dass der Wissensstand, der hinter den konventionellen Düngungsmethoden steht, nicht ausreicht, um das Leben und seine Rolle in der landwirtschaftlichen Produktion zu verstehen. Die biologischen Prozesse müssen viel mehr Beachtung finden. Ein neuer, erweiterter Blick, der das Lebendige und seine Beziehung zur umfassenden kosmischen Umwelt einbezieht, ist nach dieser Studie notwendig.

Marc Desaules, Physiker und Unternehmer, L’Aubier, Montezillon