Themen

Anthroposophische Heilpädagogik

Anthroposophische Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Sozialtherapie ist heute in vielen Ländern anerkannter Teil des sozialen Hilfesystems. Sie verfügt über ein internationales Netzwerk der Zusammenarbeit, das auf gegenseitiger Hilfe und Unterstützung beruht und ihre Angebote werden von denjenigen, die sie in Anspruch nehmen – Menschen mit Behinderung und deren Angehörige – nicht nur genutzt, sondern auch mit- und weiterentwickelt.

Manche Angst in Zuversicht verwandelt:

 

Eltern, die heute trotz entsprechender Diagnose ein Kind mit Behinderung zur Welt bringen, bilden eine Ausnahme. In diesem Buch erzählen Mütter und Väter, die sich bewusst für die Geburt eines behinderten Kindes entschieden haben oder die in den ersten Lebensjahren mit einer bleibenden Entwicklungsstörung ihres Kindes konfrontiert wurden. Offen und ungeschönt dokumentieren diese Gespräche Sorgen und Ängste, aber auch Kraftquellen der Betroffenen. Sie vermitteln Erfahrungen und Haltungen, die Eltern in ähnlichen Situationen hilfreiche Unterstützung sein können, sei es bei einem erwarteten oder bereits geborenen Kind. Gerade auch die Lebensbeispiele schon erwachsener Menschen mit syndromalen Erkrankungen, die zum Teil mit einer deutlichen geistigen Beeinträchtigung einhergehen, können den Befürchtungen junger Eltern bezüglich des weiteren Lebensweges ihres erkrankten Kindes ermutigende Bilder entgegensetzen.

Die im Interviewstil geführten Gespräche werden begleitet von Bildern aus dem Leben der betroffenen Menschen, aufgenommen von der Fotografin Frau Charlotte Fischer.

„Unser Buch soll durch die eindrücklichen Berichte und die bewegenden Fotografien Eltern, die in einer ähnlichen krisenhaften Situation stehen, Mut machen, offen und möglichst positiv mit dem eigenen Schicksal umzugehen.“


Barbara Oehl-Jaschkowitz

Einführung und Grundlagen

Individualisierung und Integration

Sie gehören zu den Leitprinzipien der gegenwärten Arbeit im Feld mit Menschen mit Behinderungen.

Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse: leiblich, seelisch und geistig. Aufgrund seiner Behinderung dürfen ihm weder seine individuellen Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten werden, noch die Aufnahme in die Gemeinschaft mit anderen oder die Bürgerrechte innerhalb seiner Gesellschaft.

Wie Individualisierung und Integration im einzelnen Fall erfüllt werden können, dafür gibt es Leitlinien und allgemeine Gesichtspunkte, aber keine uniformen Lösungen. Integration kann in pluralen Gesellschaftsformen immer nur bedeuten, dass jeder einzelne für sich entscheiden kann, was Integration für ihn bedeutet.

Keinesfalls dürfen Einrichtungen und besondere Angebote für Menschen mit Behinderungen als Integrationsorte für Menschen in besonderen Lebenslagen ausgeschlossen oder herabgewürdigt werden. Allerdings müssen sich Einrichtungen selbst im Hinblick auf Individualisierung und Integration weiterentwickeln, um ihre Brückenfunktion zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft noch besser zu erfüllen.

Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern

Heilpädagogik ist immer ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren: der Entwicklung eines Kindes oder Jugendlichen und zugleich der Entwicklung seiner Umgebung. Von den Lebensbedingungen von Gemeinschaft und Gesellschaft hängt es ab, ob Menschen mit Behinderungen sich in ihnen aufgenommen oder ausgeschlossen fühlen

Heilpädagogische Arbeit beginnt mit einer individuellen Diagnostik, mit der das Kind bzw. der Jugendliche in seiner leiblichen, seelischen und geistigen Entwick-lung und in seinen sozialen Beziehungen und deren Charakter verstanden werden kann.

Daran schliessen sich heilpädagogische, schulische und therapeutische Angebote an, verbunden mit der Beratung der Angehörigen.

Heilpädagogik ist eine interdisziplinäre Aufgabe, in der Vertreter verschiedener Berufe und Aufgabenstellungen eng zusammenarbeiten: Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, Ärzte, Lehrer, Therapeuten und Künstler.

Sozialtherapie - Lebensformen für Erwachsene

Unter dem Begriff Sozialtherapie findet sich ein breites Spektrum verschiedener Angebote für Menschen mit Behinderungen: Lebensgemeinschaften, Arbeitsstätten, Wohneinrichtungen, Betreutes und Begleitetes Wohnen, Erwachsenenbildung u.a.

Immer geht es um Angebote, die dem einzelnen Menschen ermöglichen, ein erfülltes Leben in Gemeinschaft mit anderen zu führen, sich weiterzuentwickeln, einen Beitrag für Gemeinschaft und Gesellschaft zu leisten - eine erfülte Biographie zu leben und zu erleben.

Im Hinblick auf die Leitprinzipien der Normalisierung, Integration und Selbstbestimmung haben Einrichtungen die Aufgabe einer individuellen Lebensbegleitung, die grösstmögliche Autonomie ermöglicht, zugleich aber sozialen Schutz und die Möglichkeit stetiger Weiterbildung und -entwicklung bietet.

Welches Mass an Begleitung, Assistenz und Betreuung für den einzelnen Menschen ermöglicht werden muss, entscheiden dessen individuelle Bedürfnisse.

Sozialtherapie ist die Aufgabe, Lebensverhältnisse herzustellen, die dem Menschen Entwicklungswege eröffnen: im sozialen Leben, in der Arbeitswelt, im kulturellen und geistigen Leben. Darüber hinaus muss sie therapeutische Angebote und individuelle Förderung zur Verfügung stellen.