Themen

Intuition - das Auge der Seele.

Die Darstellung des intuitiven Erkennens im schriftlichen Werk Rudolf Steiners

In der Auffassung Rudolf Steiners bedeutet Intuition nicht einen spontanen Einfall mit unklarem Ursprung, sondern eine Einsicht von höchster Klarheit und Sicherheit. Im intuitiven Erkennen wird die Kluft zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten überwunden. Durch ihre Tiefe ist die Intuition der mittelalterlichen unio mystica vergleichbar, der mystischen Vereinigung mit dem geistigen Weltgrund, durch ihre vollkommene Transparenz aber auch der exakten mathematischen Erkenntnis.

Rudolf Steiner entwickelte sein Verständnis der Intuition zunächst in Bezug auf Goethes ‚anschauende Urteilskraft‘ und die ‚intellektuelle Anschauung‘ des deutschen Idealismus, vertiefte es aber zur unmittelbaren Anschauung ‚geistiger Wesen‘. Intuition macht deutlich, was Steiner unter Geist und Geisteswissenschaft verstand.

Hier wurden alle Darstellungen zur Intuition aus neunzehn Schriften und etlichen Aufsätzen Rudolf Steiners zusammengestellt und erläuternd kommentiert. Von den Einleitungen zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften über Die Philosophie der Freiheit und Die Geheimwissenschaft im Umriss bis zu Steiners letzten Schriften wird ein umfassender Überblick über dieses zentrale anthroposophische Thema gegeben, der einen Einblick in die Grundlage der Anthroposophie vermittelt. Die Zusammenstellung zeigt, wie Rudolf Steiner seine frühen philosophischen zu den späteren anthroposophischen Anschauungen weiterentwickelte.

Besprechungen

Eine erste Rezension von Lorenzo Ravagli findet sich hier.

Naturwissenschaft und Grenzfragen

Blickwinkel

Spätestens seit dem 20. Jahrhundert ist es möglich, dass man aus der Beschäftigung mit der Naturwissenschaft an Grenzfragen stößt, zu deren Beantwortung man sich von der Anthroposophie Hilfe erhofft. Viele werden aber auch durch andere Lebensgebiete auf die Anthroposophie aufmerksam und suchen erst später, sie auch vom naturwissenschaftlichen Gesichtspunkt zu verstehen.

Zwischen Naturwissenschaft und Anthroposophie scheint eine unüberwindliche Kluft zu bestehen. Genaueres Zusehen zeigt aber, dass die Anthroposophie Bereiche des Denkens und Erkennens erhellt, die in der Naturwissenschaft stillschweigend vorausgesetzt werden. Die Anthroposophie kann deshalb Grenzfragen beantworten, an denen die Naturwissenschaften notwendig scheitern.

Rudolf Steiner entwickelte mit der Anthroposophie eine geistige Forschungsmethode, die in der Lage ist, das Geistige im Menschen und in der Welt bewusst zu erkennen und wissenschaftlich zu durchdringen. Die Anthroposophie liefert eine Fülle neuer Begriffe zu Problemen, an denen die materialistisch und positivistisch orientierten Natur- und Geisteswissenschaften aufgrund ihrer Voraussetzungen notwendig scheitern müssen. In der Öffentlichkeit werden die anthroposophischen Begriffe meist noch äußerst argwöhnisch betrachtet, wenn nicht belächelt oder gar ironisch abgekanzelt. Es ist nicht schwer, einzelne, abstrus klingende Behauptungen aus Steiners Werk herauszugreifen. Verloren geht dabei aber immer der Zusammenhang, aus dem sie stammen. Und tatsächlich wird vieles von dem, was Rudolf Steiner darstellte, erst dann verständlich, wenn man die erkenntnistheoretischen und -praktischen Hintergründe berücksichtigt, aus denen solche Aussagen hervorgehen. Dazu bedarf es allerdings (wie bei jeder anderen Wissenschaft auch) einer ausführlichen Beschäftigung mit diesen Hintergründen.

Die Texte der Seite von Prof. Dr. Christoph Hueck sind aus solcher Beschäftigung hervorgegangen. Sie versuchen für ausgewählte Bereiche zu zeigen, wie einerseits die Anthroposophie einem wissenschaftlich geschulten Denken verständlich werden kann und wie andererseits die anthroposophischen Konzepte grundlegende Fragen der Wissenschaft und des Lebens erhellen und vielleicht sogar beantworten können. Warum sollte es nicht möglich sein, über den Menschen, die Welt und das Leben in neuer Art zu denken und Neues daran zu erleben!

(Christoph Hueck)