Themen

«...«Etwas hatte sich auf dem Rout des 1. Januar ereignet, wovon er selbst sagte: Ich bin vergiftet. - Aber die Willenskräfte Dr. Steiners überwanden in täglicher ununterbrochener Arbeit auch dieses.»

(aus Marie Steiner, Manuskript «Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft» GA 260a)

«Es war dieser Weihnachtsimpuls dadurch notwendig geworden, daß eben die Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft, seit sie selbständig geworden ist, sich losgelöst hat, herausgegliedert hat aus ihrem früheren äußeren Verbundensein mit der Theosophischen Gesellschaft, nicht jene Gestalt angenommen hat, von der ich gedacht habe, namentlich 1913, daß sie angenommen werden würde.»

(aus Rudolf Steiner: Ausführungen über die Weihnachtstagung, Vor dem Vortrag in London, 24. August 1924 - GA 260a)

Neustrukturierung und Vertiefung 1923-1925

Zerstörung des ersten Goetheanums durch Brandstiftung

Max Benzinger, © Rudolf Steiner Archiv

Das Goetheanum wird in der Silvesternacht 1922/23 durch Brandstiftung zerstört. Die Gegnerschaft wächst und die Formen der Anthroposophischen Gesellschaft entsprechen nicht mehr der nun öffentlich wirksamen Bewegung. Rudolf Steiner regt die Bildung autonomer Landesgesellschaften an. Zu Weihnachten 1923 soll deren internationaler Zusammenschluss begründet werden. Der Beschluss zum Wiederaufbau des Goetheanum wird im Juli 1923 gefasst.

Während der Weihnachtstagung vom 24. Dezember 1923 bis zum 1. Januar 1924 wird die Anthroposophische Gesellschaft neu gegründet. Rudolf Steiner bildet einen Initiativvorstand mit Albert Steffen, Marie Steiner, Ita Wegman, Elisabeth Vreede, Guenther Wachsmuth und übernimmt selbst den Vorsitz.
Gleichzeitig richtet er als Mittelpunkt spiritueller Wirksamkeit die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ein mit Forschungs-Abteilungen (Sektionen) in den Bereichen: Allgemeine Anthroposophie, Pädagogik, Medizin, Redende und Musizierende Künste, Schöne Wissenschaften, Mathematik und Astronomie, Naturwissenschaft und Bildende Künste. Später kommen noch Sektionen für Sozialwissenschaften, Jugend und eine landwirtschaftliche Abteilung hinzu.
Der neue Goetheanumbau soll der Mittelpunkt dieser weltweiten Arbeit werden. Rudolf Steiner entwirft für diesen Bau ein Aussenmodell. 
Die bisher nur für Mitglieder zugänglichen Nachschriften von Vorträgen Rudolf Steiners sind nun öffentlich zugänglich. Organ der Anthroposophischen Gesellschaft wird eine Beilage „Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht“ zu der seit 1921 wöchentlich erscheinenden Zeitschrift „Das Goetheanum“.

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Durch Kurse Rudolf Steiners auf Bitten verschiedenster Interessenten- und Berufsgruppen entstehen weitere Kulturinitiativen: u.a.: biologisch-dynamische Landwirtschaft mit ökologischen und sozialen Bedingungen für eine Zukunft der Landwirtschaft, anthroposophische Heilpädagogik mit Perspektiven für die Therapie, das Leben und Arbeiten mit Menschen mit Behinderung und durch den „Dramatischen Kurs“ im September 1924 wird eine Erweiterung des Schauspiels und der Sprachkunst ins Auge gefasst.

"Landwirtschaftlichen Kurs", Juni 1924

 

Durch eine intensive Vortragstätigkeit 1924, die "Anthroposophischen Leitsätze" und "Michaelbriefe" (GA 26) kommt eine Neuformulierung der Anthroposophie zustande.
 Rudolf Steiner schrieb nach der Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (1923) bis zu seinem Tode im März 1925 eine Folge von 185 «Anthroposophischen Leitsätzen» sowie regelmäßige Briefe «An die Mitglieder», die im Nachrichtenblatt «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» wöchentlich gedruckt wurden. die "Anthroposophischen Leitsätze" enthalten sämtliche Leitsätze und die dazugehörigen Briefe «An die Mitglieder». (Weitere Briefe, die nicht im direkten Zusammenhang mit den Leitsätzen stehen, wurden in den Band «Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft» [GA 260a] aufgenommen.) Rudolf Steiners stirbt nach sechsmonatigem Krankenlager am 30. März 1925. Die durch ihn angelegte Neustrukturierung der Anthroposophischen Gesellschaft bleibt fragmentarisch.

 

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Im Bild: Pioniere anthroposophischer Heilpädagogik: Werner Pache, Franz Löffler, Ita Wegman, Sigfried Pickert und Albrecht Strohschein (v.l.n.r.).

Beim „Heilpädagogischen Kurs“ im Sommer 1924 entwickelt Steiner Perspektiven für die Therapie, das Leben und Arbeiten mit Menschen mit Behinderung.